von joainho » 11.03.2007 14:37
"Ein Modell für Österreich!"
Teamkapitän Andreas Ivanschitz über das süße Leben nach einem Derby-Triumph, die Tumulte im Horr-Stadion, die Spannung vor dem Länderspiel-Doppel und die letzten Vorbereitungen auf seine Vater-Rolle.
Die griechischen Medien übertrafen sich gegenseitig mit der Kreation immer ausgefallenerer Superlativen, die Spieler von Panathinaikos Athen waren die Helden der Nation. Kein Wunder, dass sich unser Griechenland-Legionär Andi Ivanschitz über die "bisher angenehmste Woche, seit ich hierher gewechselt bin" freuen und einmal so richtig durchatmen konnte. Das 1:0 im gerammelt vollen Georgios-Karaiskakis-Stadion des verhassten, ewigen Rivalen Olympiakos Piräus brachte Pao-Regisseur Andi Ivanschitz nicht nur die euphorische Zuneigung der grünen Fans, sondern vor den Augen von Hickersberger-Assistent Peter Persidis auch die verdiente Anerkennung von Kollegen, Trainerstab und Chefetage.
Wieder im Titelrennen?
Die emotionale Entladung war dem österreichischen Teamkapitän auch noch Tage nach dem großen Showdown (Goldtor: Europameister Papadopoulos) anzumerken: "Dieses Derby war von der Atmosphäre her das zweitbeste Spiel meiner Karriere - gleich nach dem Länderspiel in Old Trafford gegen England. Es durften ja nur Fans von Olympiakos ins Stadion und diese 38.000 haben uns 90 Minuten ausgepfiffen. Aber da lernst du als Spieler mit ganz großem Druck umzugehen und den in positive Energie umzuwandeln. Das hilft dir auch international weiter", so Andi, der - wie in den Wochen zuvor - eine starke Performance ablieferte und Trainer Munoz wohl endgültig von seinen Qualitäten überzeugt haben sollte.
"Ein interessantes Modell für Österreich"
Andreas Ivanschitz freut sich auf die Länderspiele.Die Tumulte im zeitgleichen Wiener Derby hat Ivanschitz sehr genau verfolgt: "Ich finde, dass man das griechische Modell auch in Österreich andenken sollte. Da werden bei Risikospielen nur Fans der Gastgeber ins Stadion gelassen und damit solche Konflikte verhindert. Leider ist es normal geworden, dass in allen Ligen dieser Welt randaliert wird."
6 Punkte als Vorspeise, dann Ghana & Les Bleus
Am Sonntag geht es für den Edel-Zangler daheim gegen den Mario-Hieblinger-Klub Ergotelis, dann steht noch ein weiteres Heimspiel auf dem Programm, ehe das zehntägige Trainingslager der Nationalmannschaft mit den beiden Highlights gegen Ghana und Frankreich folgt. "Wichtig ist für uns, dass wir nach dem Derbysieg nachlegen und vielleicht Olympiakos nervös machen können. Solange es rechnerisch möglich ist, haben wir den Meistertitel noch nicht völlig abgeschrieben. Auch wenn sich Piräus normal die acht Punkte Vorsprung nicht mehr nehmen lassen wird." Minimalziel: Platz zwei und damit die Chance, sich für die Champions League qualifizieren zu können. So "nebenbei" will Ivanschitz in seiner ersten Saison im Land des Europameisters auch den Pokal einsacken - in drei Wochen wartet im Semifinal-Retour-Match der austrophile Klub Xanthi, der im 1. Spiel ein 0:0 ermauert hatte.
"Wir brauchen langsam Teilerfolge gegen die Großen!"
Michael Essien stattet Österreich mit Ghana einen Besuch ab.Trotz der Konzentration auf Panathinaikos spukt der ÖFB-Doubleheader gegen Afrikas Topteam und den Vizeweltmeister schon im Kopf von Leitwolf Ivanschitz herum: "Sehr attraktive, aber auch sehr schwere Gegner. Spieler wie Stephen Appiah und Michael Essien müssen sich Woche für Woche in Topligen beweisen - da heißt es für uns, das ganze Potenzial abzurufen. Ich bin wirklich gespannt, wie wir uns in den beiden Spielen präsentieren werden. Es wäre für Österreich vermessen, zwei Siege zu fordern. Wir müssen kleine Schritte nach vorne machen und brauchen langsam auch gegen große Nationen Teilerfolge, um uns Selbstvertrauen zu holen", weiß Ivanschitz und fordert "Respekt vor den Superstars, aber wir müssen dagegen halten.
Ivan baut Janko auf
Mit Marc Janko, der momentan wieder einmal verletzungsbedingt auf Eis liegt, telefoniert Andi regelmäßig: "Marc redet schon wieder von der Zeit, wann er wieder fit sein wird. Er hat derzeit großes Pech, fast schon eine Seuche, die ihn verfolgt. Es ist für einen Spieler schon schwer, das alles im Kopf zu verarbeiten. Aber er wird auch das verkraften und noch stärker zurück kommen."
Kinderwagen steht schon bereit
Andi Ivanschitz und Freundin Anja sind bald zu dritt.Neben den sportlichen Highlights fiebert Andi Ivanschitz auch einem sehr persönlichen entgegen: In der dritten April-Woche ist der Geburtstermin seines ersten Kindes. "Anja und ich sind schon bestens darauf vorbereitet. Unser Baby könnte jeden Moment auf die Welt kommen - Kinderwagen, Kinderzimmer und Babysachen warten schon ungeduldig", grinst Andi, der sich mit Anja für eine Geburt in Athen und nicht in Wien entschlossen hat. "Der Verein hat uns bei der Organisation unterstützt und wir haben auch bereits einen Arzt gefunden."
Falls es stimmt, was griechische Zeitungen berichten, wird Andis Nachwuchs jedenfalls bestens versorgt sein. Angeblich setzte der Panathinaikos-Präsident für den Derbysieg gegen Olympiakos eine Siegesprämie von 200.000 Euro pro Spieler aus. Nachdem der Triumph perfekt war, bekamen die Pao-Bosse offensichtlich Bedenken und reduzierten den Jackpot auf 100.000 - der nur dann ausgezahlt wird, wenn auch die kommenden Partien gegen Ergotelis und Atromitos gewonnen werden.