von joainho » 09.03.2007 19:20
"Das Ganze ist einfach lächerlich!"
Wien – Sanel Kuljic hat in den letzten Tagen erlebt, wovor sich jeder Arbeitnehmer fürchtet.
Der Arbeitgeber schuldet ihm viel Geld, Klärung ist keine in Sicht, also ist er gezwungen aus seinem Vertrag auszutreten.
„Das Tischtuch ist zerschnitten, die Vertrauensbasis total zerstört“, beschreibt Manager Max Hagmayr bei Sport1 die Situation zwischen dem Nationalstürmer und dem FC Sion.
Meeting führt zur Eskalation
82.000 Euro schulden die Schweizer dem 29-Jährigen. Das haben sie auch zugegeben. Aber nur anfangs. Bei einer Sitzung, die alles klären soll, kommt es zur Eskalation.
Plötzlich fordert Sion Geld vom Spieler. „Diese Forderungen sind abenteuerlich“, ärgert sich Hagmayr.
„Wir werden alle rechtlichen Mittel ausschöpfen um eine Freigabe zu erlangen. Wir gehen davon aus, dass Kuljic den Verein vor dem Sommer nicht wechseln kann, weil Sion sich weigert die Freigabe zu erteilen“, so der Manager weiter.
"Einfach lächerlich"
„Das ist einfach lächerlich“, zürnt Kuljic im Sport1-Interview. „Sie versuchen eine Lücke zu finden, die es nicht gibt.“
Der Goalgetter und zwölffache Saisontorschütze spricht über die nächsten Schritte, Sion-Boss Christian Constantin und eine mögliche Zukunft in Österreich.
Sport1: Wie hast du die letzten Tage erlebt?
Sanel Kuljic: Ich habe den Klub mehrmalig aufgefordert mir das ausstehende Geld zu bezahlen und seiner Pflicht nachzukommen. Ich habe sogar schriftlich eine Frist gesetzt. Der Verein schuldet mit 82.000 Euro netto. Sion hat nicht gezahlt und deswegen bin ich rechtmäßig aus meinem Vertrag ausgetreten.
Sport1: Donnerstag-Abend war noch ein Treffen angesetzt. Das dürfte aber eher zur Eskalation, als zur Beruhigung beigetragen haben...
Kuljic: Genauso ist es. Ich war sehr überrascht vom Verlauf dieses Meetings. Der Sportdirektor hat meinen Berater Max Hagmayr und mich am Vortag ungefähr 20 Mal angerufen und gebeten, dass wir zu diesem Treffen kommen. Er hat seine Absicht erklärt, dass dort die Schulden bezahlt werden würden. Ich sollte dann meine Kündigung zurückziehen. Präsident Constantin hat gegenüber Medien auch bestätigt, dass mir dieses Geld zusteht und es eigentlich im Büro liegt. Beim Meeting war dann keine Rede mehr davon, dass ich das Geld bekomme. Da haben wir eine komplett andere Version gehört.
Sport1: Außerdem wurde plötzlich von dir Geld verlangt. Es ist von einer sogenannten Quellensteuer zu hören...
Kuljic: Das ist einfach lächerlich. Constantin versucht hier offensichtlich eine Lücke zu finden, die es nicht gibt, um seinen Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. In der Schweiz kennt ihn und seine Masche mittlerweile jeder. Diese Forderung nach einer Quellensteuer ist unglaublich. Ich habe nicht mehr gewusst, wozu ich noch weiter mit ihm sprechen soll. Er widerspricht sich andauernd. So geht das mit mir nicht.
Sport1: Hast du schon einmal so einen Präsidenten erlebt, wie Herrn Constantin?
Kuljic: Im Fußball passieren viele solche Dinge. Mir war klar, dass er nicht zugibt, dass er einen Fehler gemacht hat.
Sport1: Wie sieht die weitere Vorgehensweise aus?
Kuljic: Wir werden einmal abklären was wir machen. Rechtlich muss erst abgeklärt werden, wie es mit der Freigabe ausschaut. Genaues kann ich noch nicht sagen.
Sport1: Wo wirst du in den nächsten Tagen trainieren?
Kuljic: Die nächsten Tage werde ich mich selbst fit halten. Ich werde viel laufen, im konditionellen Bereich arbeiten. Das schadet nie. Ab nächster Woche werde ich versuchen eine Lösung zu finden, damit ich irgendwo mittrainieren kann.
Sport1: Bereust du es schlussendlich in die Schweiz gegangen zu sein?
Kuljic: Ich bereue den Schritt nicht. Ich bin Zweiter der Torschützenliste und habe, genauso wie das ganze Team, einen tollen Herbst gespielt. Ich habe bewiesen, dass ich auch außerhalb Österreichs meine Tore schießen kann, meine Qualitäten bestätigt. Alles in allem bin ich zufrieden. Das Rundherum ist natürlich nicht erfreulich, aber eine neue Lebenserfahrung.
Sport1: Wohin zieht es dich jetzt? Denkst du an eine Rückkehr nach Österreich?
Kuljic: Österreich ist natürlich auch ein Thema. Was ich machen werde, kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. In den nächsten zwei bis drei Wochen wird eine Entscheidung fallen. Wichtig ist vorerst einmal, dass ich eine Freigabe bekomme.
Sport1: Was für Folgen hat die Causa im Bezug auf das Nationalteam?
Kuljic: Ich gehe davon aus, dass ich gegen Ghana und Frankreich dabei bin. Die Europameisterschaft bleibt selbstverständlich mein Ziel. Ich werde darum kämpfen bei jedem Termin der Nationalmannschaft dabei zu sein.