Erinnern Sie sich noch an die
LAOLA1-Satire „Schinken und Troyansky“ vom letzten Mai?
Aus der Hauptbotschaft dieser „Tragikomödie in vier Akten“ könnte bald eine Realsatire, pardon Realität, werden.
Das pfeifen zumindest seit einiger Zeit die besonders gut informierten Liga-Spatzen vom Dach.
Soll heißen: Angeblich planen Frank Stronach und sein Magna-Konzern,den Standort Wiener Neustadt fallen zu lassen und nach Kärnten zuübersiedeln.
Eine Konstellation, welche die Fantasie anregtEin Szenario, das – zumindest in der Theorie – passen würde.Klagenfurt verfügt seit der EURO über eines der schönsten StadienÖsterreichs, aber in Bälde möglicherweise über keinen Verein mehr, derdie Arena nutzen könnte.
Denn Austria Kärnten rangiert mit acht Punkten Rückstand amTabellenende. Trainer Frenkie Schinkels zog am Samstag die Konsequenzenaus der Talfahrt und trat zurück.
Die Kader würde dringend qualitative Blutauffrischung benötigen.Blöd nur, dass der Verein nicht auf finanziellen Rosen gebettet ist,und sich adäquate Neuzugänge kaum leisten kann.
Geld spielte für den „Magnaten“ Frank Stronach indes nur selten eineRolle. Wer hat, der hat. Und Kärnten braucht's... Irgendwie auf derHand liegend, dass diese Konstellation die Fantasie anregt.
Svetits: „Spinnerei von irgendeinem Wahnsinnigen“Besonders einfallsreich soll in dieser Causa mit
Peter Svetitsein alter Bekannter sein. Im Sommer im Unfrieden aus Wiener Neustadtverabschiedet, soll ein Tapetenwechsel nach Kärnten ganz weit oben aufder Agenda das Fußball-Managers stehen.
Wie gesagt: soll. Denn auf Nachfrage von
LAOLA1 dementiert der 51-Jährige vehement, etwas mit dieser Sache zu tun zu haben.
„Das ist alles eine Ente, eine Spinnerei von irgendeinemWahnsinnigen! Das stimmt überhaupt nicht. Ich habe nichts mit Kärntenzu tun. Das ist alles total unseriös, was da verbreitet wird“, schäumtSvetits und bezeichnet das Magna-Kärnten-Gerücht als „Hirngespinst“.
„Ich habe weder damit zu tun, noch gibt es meines Wissens nachirgendwo Gespräche diesbezüglich. Ich bin in nichts involviert. Dagibt’s nichts!“
"Reihe ich unter Kategorie Faschingsscherz ein"Für den früheren GAK- und Austria-Manager ist klar, aus welcher Eckediese Mutmaßungen kommen. Und zwar von Stronach-Statthalter ErnstNeumann – spätestens seit Svetits' Abgang von Magna dessen Intimfeind.
„Wenn Neumann selbst vor einigen Wochen in seiner Vereinsbroschüreschreibt, dass er das gehört hat, ist klar, dass solche Gerüchteentstehen. Das hat einzig und allein Herr Neumann in die Welt gesetzt,der anscheinend einen 'Verfolger' hat, sonst kann ich mir das nichtvorstellen. Der beherrscht dieses Intrigenspiel einfach.“
Vorwürfe seines Ex-Kompagnons, die Neumann so natürlich nicht stehen lassen kann. Auf Nachrage von
LAOLA1 spricht der Magna-Macher bezüglich der Gerüchte Klartext:
„Ich kann das nur unter die Kategorie Faschingsscherz einreihen.Aufgrund der Statuten ist es gar nicht möglich, dass Magna WienerNeustadt nach Kärnten übersiedelt.“
Ein schlagkräftiges Argument. Denn rechtlich wäre eine Übersiedlungtatsächlich nicht ohne gewaltige juristische Winkelzüge zuorganisieren. Nach dem Umzug von Pasching nach Klagenfurt wurden dieLiga-Statuten nämlich dahingehend geändert, dass ein Verein zumindestdrei Jahre im selben Landesverband gemeldet sein muss wie jener, dessenLizenz er übernimmt.
Botschaft an die BrunnenvergifterDen Tatsachen entspricht indes Svetits’ Hinweis auf dieVereinsbroschüre. Ende Oktober verfasste Neumann in derVereins-Postille „Blau-Weiss Inside“ durchaus interessante Zeilen. Hiereinige Auszüge:
„In Wirklichkeit ist es unglaublich, wie manche Personenoffensichtlich das Gras wachsen hören. Und wie Gerüchte die Rundemachen können, die jeder Grundlage entbehren. Gerüchte, die hinten undvorne nicht stimmen. Gerüchte, die zu nichts führen außer zu tieferVerunsicherung. (...)“ „Verunsicherung schlichtweg bei der gesamten SC-Familie. Aberdamit das ein- für allemal klar ist: Nein, Frank Stronach plant nicht,sein erfolgreiches Fußball-Projekt in Wiener Neustadt aufzugeben undstattdessen den SK Kelag Kärnten zu übernehmen. (...)“ An die Adresse potenzieller Unruhestrifter schrieb der geschäftsführende Vizepräsident des SC Magna:
„Und genau das sei jenen ins Stammbuch geschrieben, (...) dieoffenbar versuchen, von außen Unruhe im Umfeld und beim Publikum zuschüren. Meine Botschaft an diese Brunnenvergifter lautet: Wir haltenzusammen und werden eine erfolgreiche Zukunft haben. Eine Zukunft in'Blau-Weiss'. Eine Zukunft in Wiener Neustadt.“ „Ich höre nur, dass Svetits bei Kärnten im Gespräch ist“Diese Zeilen seien laut Neumann die Antwort darauf gewesen, dass dasKärnten-Gerücht schon damals in Wiener Neustadt die Runde machte.
An der Aktualität des Inhalts habe sich seither nichts geändert:„Ich sehe keinen Sinn in der Geschichte. Die Schiene nach Kärntenbetrifft auch sicher nicht den Herrn Neumann. Es gibt eine andereSchiene nach Kärnten…“
Eine Anspielung auf den Nebenwohnsitz von Svetits am Wörthersee.„Ich höre nur, dass er bei Kärnten im Gespräch ist. Ich bin nicht imGespräch bei Kärnten…“
Den Hinweis, dass genau dies von Svetits dementiert werde, kontertNeumann süffisant mit einem Rückblick in die jüngere Vergangenheit: „Erhat mir seinerzeit in die Schuhe geschoben, dass ich Herrn Kraftentlassen möchte. Am nächsten Tag hat er bei Sky gesagt, dass dieEntlassung von Herrn Kraft das Erste gewesen wäre, was er gemachthätte. Mit der Wahrheit nimmt er es nicht so genau.“
Gewaltige Philosophie-UnterschiedeLetztlich steht Aussage gegen Aussage. Wobei ein Projekt in Kärntenaus der Sicht Neumanns in der Tat wenig Sinn machen würde, schließlichist er inzwischen der starke Mann im Fußball-Engagement Stronachs,während Svetits mit leeren Händen dasteht.
Neumann ist auch bemüht, die Philosophie-Unterschiede zu seinem Kontrahenten herauszuarbeiten:
„Mir ist sehr wichtig, hier in Wiener Neustadt einen anderen Weg zugehen als Peter Svetits. Er steht für: ‚Da müssen wir viel mehr Geldreingeben.’ Das ist nicht unbedingt mein Weg. Ich glaube, der Erfolgmuss wachsen."
"Ich bin auch ein Verfechter der Jugend. Das ist keinLippenbekenntnis von mir, sondern das setzen wir auch um. Dass es ohneRoutiniers nicht geht, ist unbestritten, aber meiner Ansicht nach istdas langfristig der sinnvollere Weg, weil ich glaube, wenn diese jungeMannschaft ein paar Jahre zusammenspielt und nur punktuell verändertwird, werden wir Erfolg haben", so Neumann weiter.
Noch fehlt Stronachs Ja zu Stadion in Wiener NeustadtBleibt die Sache mit dem Stadion. Der aktuelle, 1956 erbauteSportplatz in Wiener Neustadt entspricht nicht den modernenAnforderungen.
2010 soll der Spatenstich für einen Neubau erfolgen. Neumann: „DieUmweltverträglichkeitsprüfung ist abgeschlossen. Meines Wissenstandszufolge sind die behördlichen Genehmigungen nur mehr ein Formalakt.“
Und, nicht gänzlich unwichtig: Frank Stronach muss noch sein endgültiges Okay geben…
In Klagenfurt müsste man wie gesagt gar nicht erst bauen. Was mandort eigentlich zum etwaigen Geldsegen von „Onkel Frank“ sagt?
Kärnten rollt den Teppich aus„Wenn Herr Stronach daran Interesse hätte, wäre das eine klugeEntscheidung für ihn“, wird SKK-Präsident Mario Canori auf„transfermarkt.at“ zitiert. Kontaktaufnahme soll es diesbezüglich abernoch keine gegeben haben.
Klar, am Wörthersee rollt man einem potenziellen Investor, der seineStandort-Flexibilität (Wien-Favoriten – Schwanenstadt – Wienerberg –Wiener Neustadt) bereits mehrmals unter Beweis gestellt hat, gerne denroten Teppich aus.
Sollte doch noch Bewegung in den Magna-Reisetross kommen, stehtfest: Manchmal ist die Realität noch gewitzter als jede Satire...