LAOLA1.at stellt ÖFB Kickern Zeugnis aus:
SEHR GUT:
Jürgen Macho (3 EURO-Spiele/0 Tore):
Seine Nominierung zur Nummer 1 erfolgte absolut zu Recht. An den Gegentoren schuldos, hielt er die ÖFB-Elf vor allem gegen Polen und Deutschland mit Glanzparaden im Spiel und sorgte so für Spannung.
Martin Stranzl (3/0):
Chef einer Abwehr, die nur durch je ein Elfer-, Freistoß- und Abseits-Tor zu knacken war. Spielte mit Einsatz, Köpfchen und Übersicht. Hielt zudem – man muss es bei seiner Kranken-Akte hervorheben – ohne Verletzung durch. Der ÖFB-Kader überzeugte auf und abseits des Platzes durch sein verschworenes Auftreten, da muss man auch als Führungsspieler etwas richtig gemacht haben...
Sebastian Prödl (2/0):
Zeigte bei der EURO auch auf höchstem Niveau, dass er das Potenzial hat, ein Großer zu werden. Unglaublich wie abgebrüht er einen modernen Innenverteidiger zum Besten gab. Werder Bremen darf sich auf ihn freuen. Einziger Kritikpunkt: Die zwei Gelben Karten, weswegen er sein „Spiel des Lebens“ gegen Deutschland verpasste, waren unnötig.
Ümit Korkmaz (3/0):
Üüüüüüüüüümit! Die Fleisch gewordene Inspiration für alle Fünftliga-Kicker, dass man es binnen kurzer Zeit weit nach oben schaffen kann. Keiner spielte so frech wie das Team-Baby. Seine Dribblings und Schnelligkeit bereiteten auch auf der EM-Bühne den Gegnern Sorgen. Wer in der „Bild am Sonntag“ eine Seite gewidmet bekommt, muss eine auffällige Figur sein. Eintracht Frankfurt wird froh sein, ihn schon vor der EM erworben zu haben.
GUT:
György Garics (2/0):
Der Stachel muss tief gesessen haben: Hickersberger ließ den Napoli-Legionär gegen Kroatien auf der Bank schmoren und gab Standfest den Vorzug. Garics schwieg medial und gab gegen Polen und Deutschland die Antwort auf den Platz. In beiden Partien gehörte er zu Österreichs Besten.
Emanuel Pogatetz (3/0):
Hätte sich als wichtiges Mitglied der starken ÖFB-Abwehr auch die beste Zensur verdient, leistete sich gegen Kroatien mit dem Foul an Olic einen schweren Aussetzer. Da hätte er eigentlich nach 30 Minuten vom Platz fliegen müssen. Wie die Partie dann ausgegangen wäre...? Brachte ansonsten bis auf die ein oder andere Unsicherheit seine Qualitäten ein: Kämpferherz, Willensstärke, unbändiger Einsatz.
BEFRIEDIGEND:
Ivica Vastic (2/1):
Für viele der rot-weiß-rote EM-Held schlechthin, weil er den Elfer gegen Polen versenkte. Das war auch richtig abgebrüht! Aber abseits dieser Szene am Platz als Joker nicht so präsent wie erhofft (gerade gegen Polen nicht). Seine Nominierung war dennoch richtig und wichtig: Mit seiner Routine konnte er den ÖFB-Jungspunden abseits des Spielfelds enorm helfen.
Christoph Leitgeb (2/0):
Bekam nur gegen Polen von Anfang an das Vertrauen geschenkt. Da war er jedoch hauptbeteiligt an der besten Halbzeit des Nationalteams in diesem Jahrzehnt. Er organisierte und dribbelte, passte und – versemmelte leider einen Tausendprozenter. Auch als Joker gegen Deutschland gut, aber wirkungslos. Sein Problem bleibt die Effektivität – in 21 Länderspielen noch kein Tor.
Jürgen Säumel (3/0):
Nicht gut, nicht schlecht. Nur gegen Kroatien in der Stammformation, wo ihn Hicke besser sah, als von vielen bewertet. Dennoch fiel er gegen Polen und Kroatien der offensiveren Grundausrichtung zum Opfer und kam erst als Joker. Ihm wird der angepeilte Wechsel in eine stärkere Liga gut tun, denn gerade auf der eminent wichtigen Position des „Sechsers“ kann Österreich aktuell nicht aus dem Vollen schöpfen. Und Säumel ist auf diesem Level (noch) zu grün.
Martin Harnik (3/0):
Viel Licht und Schatten! Gegen Kroatien eine Halbzeit unsichtbar, dann der beste Österreicher bei der missglückten Aufholjagd. Gegen Polen beim Feuerwerk vor der Pause in einer Hauptrolle, aber den Ball drückte gerade er nicht über die Linie. Gegen sein Heimatland Deutschland hatte der 21-Jährige einen schweren Stand. Auch wenn es dem Teamchef nicht immer gefiel: Bringt mit seiner „Schnauze“ viel Schwung rein. Wenn er hart an seinen zweifellos vorhandenen Schwächen arbeitet, werden wir noch viel Freude an ihm haben.
Roman Kienast (3/0):
Sprang im letzten Moment auf den EURO-Zug auf, und kam immerhin zu drei Joker-Einsätzen (insgesamt 67 Minuten). Gegen Polen und Deutschland klappte es mit dem frischen Wind von der Bank nicht so gut, dafür gegen Kroatien umso besser. Wirklich schade, dass sein Kopfball in der Nachspielzeit knapp am Tor vorbeisegelte, denn bei einem Remis zum Auftakt...
Erwin Hoffer (1/0):
Feierte ausgerechnet im Spiel des Jahrzehnts gegen Deutschland sein EURO-Debüt und konnte seine Nervosität kaum verbergen. Kam aber immerhin zu mehr Chancen als „Vorgänger“ Linz im gesamten Turnier. Die Erfahrung, die er aus diesem Spiel mitgenommen hat, kann für die weitere Entwicklung nur förderlich sein.
Martin Hiden (1/0):
Solange den drei Stamm-Innenverteidigern nichts passiert, war klar, dass Hiden sein EM-Ticket als Tourist gebucht hatte. Der 35-Jährige kannte seine Rolle und erfüllte sie. Denn als dann durch Prödls Sperre doch Not am Mann war, kam der Oldboy ausgerechnet gegen Deutschland zu seinem 50. Länderspiel, in dem er eine solide Performance ablieferte. Dass der Zahn der Zeit an ihm genagt hat, konnte er jedoch nicht verbergen, das wusste man auch schon vorher. Erlebte wenigstens noch einmal ein absolutes Highlight.
GENÜGEND:
Rene Aufhauser (3/0):
Viel schlimmer als mit einem nach 3 Minuten des Auftaktspiels verschuldeten Elfmeter kann ein Turnier für einen Spieler nicht beginnen. Ließ Österreich so bereits früh einen unglücklichen Weg einschlagen. Steigerte sich in der Folge zwar, war den Kampfgeist betreffend wie immer ein Vorbild, und spielte ein recht ordentliches Turnier. Konnte kurz vor seinem 32. Geburtstag aber nicht verbergen, dass dem ÖFB gerade auf der Position des „Sechsers“ ein Spieler internationalen Formats fehlt.
Andreas Ivanschitz (3/0):
In solchen Bewertungen geht es immer auch um Anspruch und Wirklichkeit. An kaum einen ÖFB-Spieler ist der Anspruch so groß wie an den Kapitän. Österreichs Spiel steht und fällt oft mit der Form des Panathinaikos-Legionärs, und die stimmte in diesem Juni nicht. Der 24-Jährige wird dem Nationalteam noch jahrelang seinen Stempel aufdrücken, aber seine EURO war es definitiv nicht.
Roland Linz (2/0):
Zwei Spiele, null Tore, ja nicht einmal eine Torchance. Während sich seine Kollegen im Angriff wenigstens die Gelegenheit erarbeiteten, Möglichkeiten zu vernebeln, schaffte der Braga-Legionär nicht einmal dies. Sorgte nur „bumsfidel“ für Schlagzeilen. Der Steirer ist weiterhin Österreich ranghöchster Stürmer, aber die Konkurrenz schläft auch nach der EURO nicht.
Christian Fuchs (1/0):
Der Linksfuß, der im Sommer den Sprung ins Ausland wagen will, ist trotz seiner ordentlichen Leistung keinesfalls ein Gewinner innerhalb des ÖFB-Kaders. Denn sein Anspruch war es nach einem starken Frühjahr, als Stammspieler ins Turnier zu starten. Umso bitterer für ihn, dass er sich im Training erst von Gercaliu und dann von Korkmaz den Rang ablaufen ließ.
Joachim Standfest (1/0):
Bekam gegen Kroatien den Vorzug gegenüber Garics und konnte im defensive Gefüge der ÖFB-Elf kaum Akzente setzen. Ab dem zweiten Spiel korrigierte Hicke seine Aufstellung und Garics machte seine Sache wesentlich besser als der Austrianer.
Ronald Gercaliu (1/0):
Gegen Kroatien falsch eingesetzt – in einem 3-5-2-System links im Mittelfeld, eine Position, die er so zuvor noch nie ausgefüllt hatte. Der 22-Jährige fand sich überhaupt nicht zurecht, weshalb das Turnier für ihn nach seiner Auswechslung in Minute 69 im Prinzip gelaufen war.
DIE EURO-TOURISTEN:
Alex Manninger:
Zog in einem „Foto-Finish“ gegen Jürgen Macho den Kürzeren. Ob es mit dem Siena-Legionär besser oder schlechter gelaufen wäre, lässt sich nicht beantworten. Fest steht, dass Manninger Größe im Umgang mit seiner Rolle als Nummer 2 zeigte, und auf diese Weise auch eine Art Gewinner ist.
Ramazan Özcan:
Dritte Torhüter bei einem Turnier sollten folgende Eigenschaften haben: Erstens sollten sie sich ruhig und kollegial verhalten, zweitens sollte ihnen die Zukunft im Nationalteam gehören. Beides trifft auf den Hoffenheim-Schlussmann, der erst durch die Erkrankung Helge Payers ins Aufgebot rutschte, zu.
Jürgen Patocka:
Der klassische Fall eines EM-Touristen und trotzdem Anlass für Diskussionen. Hätte Hickersberger den fünften Innenverteidiger zu Hause lassen und lieber mit Stefan Maierhofer einen „Riesen“ für den Angriff mitnehmen sollen? Diese Frage wird die Stammtische landesweit noch länger beschäftigen.
Markus Katzer:
Dass der Rapidler „nur“ Touristen-Klasse gebucht hat, war zu erwarten. Schon bei seiner Berufung in den Großkader wollte Hickersberger dem Linksverteidiger beweisen, dass er ihn trotz seines Verletzungspechs als wertvolles Mitglied des Nationalteams betrachtet. Von seinem Charakter her aber sicherlich ein wichtiger Faktor für den gezeigten und gelebten Team-Spirit im ÖFB.
Peter Altmann
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