Interview mit Ösi Natitrainer Koller (mit einer Schweizer Zeitung. man möge ihnen den Witz zu Beginn vergeben

)
Herr Koller, wer sind die intelligentesten Menschen in Österreich?Marcel Koller: Worauf wollen Sie hinaus?
Es sind die Touristen. Dürfen Sie als Teamchef noch über Österreicher Witze lachen?(lacht) Natürlich. Ich lache gerne. Humor gehört zum Leben, das darf man nicht allzu ernst nehmen. Ich kenne keine Österreicher Witze, und sie interessieren mich auch nicht.
Aber Sie sind ein Gourmet. Wie viele Wiener Schnitzel haben Sie schon gegessen?Drei. Ich bin seit dem 1. November im Amt, aber schon seit sechs Wochen für den ÖFB tätig.
Sind Sie denn schon nach Wien gezogen?Nein. Meine Frau und ich sind noch im Hotel. Wir haben schon gegen 20 Wohnungen angeschaut, eine ist in der engeren Auswahl. Das heisst, meine Frau hat sie mehrheitlich besichtigt, die Termine abgeklappert. Ich war vor dem Zusammenzug am letzten Dienstag sehr viel unterwegs. Mit Spielern und ihren Trainern reden, Spiele schauen.
Wo waren Sie denn überall?Bei Rapid und Austria Wien, Sturm Graz, Salzburg und in Ried. Dann auch in Frankfurt, Gladbach, Köln, Düsseldorf, Bremen, Hannover, Mainz, Stuttgart, München in Deutschland, Enschede in Holland. Und zwischendurch in Wien für Sitzungen, Besprechungen oder Kaderpräsentation.
Welchen Bezug hatten Sie zu Österreich vor Ihrem Amtsantritt?Ich war Ski fahren und hatte schon eine Städtereise nach Wien gemacht.
Können Sie die österreichische Nationalhymne?Nein. Aber ich werde sie mir vor dem ersten Testspiel sicher noch anhören.
Als Sie gewählt wurden, sagte beispielsweise Trainer-Legende Herbert Prohaska: «Solche Trainer haben wir bei uns genügend.» Wie haben Sie diese Abneigung, die Ihnen entgegenschlug, erlebt?
Ich habe einige Kommentare mitbekommen. Es gibt bei einer solch wichtigen Personalentscheidung immer positive und negative Reaktionen. Das Wichtigste für mich ist, dass die Verantwortlichen des ÖFB und das Team hinter mir stehen. Ich will mit professioneller und seriöser Arbeit erreichen, dass die österreichischen Fans Freude an ihrem Team haben. Von den Fans habe ich persönlich und via Facebook unglaublich viele positive Reaktionen bekommen.
Werden Sie denn in Wien auf der Strasse erkannt?Ich war bisher noch nicht allzu viel in der Stadt unterwegs. Es sind einfach so Kleinigkeiten. Als ich in Salzburg gemächlich zu einem Spiel gefahren bin, hat mich einer hupend überholt. Ich habe rübergeschaut, und alle
Insassen des Autos haben den Daumen hochgestreckt. Oder im Hotel in der Lobby kam ein Pärchen, der Mann hat mich erkannt. Da ist die Frau zu mir gekommen und hat einen Hofknicks gemacht … (lacht)
Ried-Trainer Paul Gludovatz nannte Sie abschätzig einen «Facebook-Trainer».Es ging darum, dass ich eine eigene Facebook-Seite habe. Nach einem Spiel des SV Josko Ried bin ich auf Trainer Paul Gludovatz zugegangen und wir haben diese Angelegenheit ausdiskutiert. Für mich ist es damit erledigt.
Wie kam der österreichische Verband auf Sie?Ich bekam einen Anruf des Präsidenten, der um ein Gespräch bat. Damals gab es noch mehrere Kandidaten. Ich habe mich über die Mannschaft informiert, viele Videos angeschaut. Sah, dass Potenzial vorhanden ist. Dass ich mit meinen Ideen
etwas herausholen kann. So gingen wir in die Gespräche. Der ÖFB wollte auch gewisse Veränderungen machen. Im professionellen Bereich. Dinge, die für mich von der Bundesliga her eh schon normal waren. Von daher passte es.
War es immer ein Traum von Ihnen, Nationaltrainer zu sein?Irgendwann ist es so weit. Als ich im Jahr 2000 Meister mit dem FC St. Gallen wurde, hatte ich auch schon eine Anfrage als Nationaltrainer. Das war mir damals zu früh. Ich sagte damals, dass ich jetzt täglich auf dem Platz sein, jeden Tag etwas machen will. Ich wollte zeigen, dass man im Jahr danach nochmals eine grosse Leistung bringen kann. Wir konnten bis zur letzten Runde Meister werden, haben dann gegen GC verloren. Wegen dieser Überlegungen habe ich damals abgesagt.
Da kann es ja nur um die Schweizer Nati gehen. 2000 war gerade Gilbert Gress entlassen worden, dann kam Enzo Trossero.
Ja. Aber das ist nicht entscheidend. Es war einfach zu früh. Dann hast du nur noch ein paar wenige Trainingseinheiten. Es wäre für meine Entwicklung nicht gut gewesen.